Kraftwerk Wettingen-Neuenhof #426

Kraftwerk Wettingen-Neuenhof Mobilität, Digitalisierung und Energie 5432 Neuenhof

Der Stausee in Neuenhof befindet sich direkt an der Limmat und dient dem Betrieb des Kraftwerks Wettingen-Neuenhof. Der See liegt im Limmattal zwischen den Ortschaften Würenlos und Wettingen am rechten Flussufer sowie Killwangen und Neuenhof am linken Flussufer. Die Limmat mit ihrer ergiebigen Wasserführung und dem gut nutzbaren Gefälle war schon seit jeher eine wichtige Energiequelle und begünstigte damit den Bau von Wasserkraftwerken. Das Kraftwerk ist seit 1933 in Betrieb und hat besonders technikgeschichtlich eine grosse Bedeutung für die Region. Mittlerweile ist der Stauseeraum auch ein gefragtes Erholungsgebiet.

Geschichte

Der Stausee wurde im Jahre 1933 fertiggestellt. Das Kraftwerk liegt oberhalb der Holzbrücke beim Kloster Wettingen und 50 Meter oberhalb der Eisenbahnbrücke. Es wird vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) betrieben. Die erste Konzession für das Kraftwerk lief bis 2013. Da um die Jahrtausendwende grössere Renovationsarbeiten nötig wurden, die Investitionskosten von 60 bis 70 Millionen Franken aber bei der kurzen Restlaufzeit der Konzession nicht vertretbar waren, stellte die EWZ 1998 einen Antrag auf Verlängerung der Konzession. Geknüpft an Umweltauflagen wurde diese Konzession für 80 Jahre durch den Grossen Rat des Kantons Aargau am 16. Januar 2001 erteilt. Ein Teil der Uferverbauungen unterhalb des Kraftwerks mussten rückgebaut werden und zur Überbrückung der Staumauer wurde die 600 Meter lange Fischtreppe «Fischpass Kraftwerk Wettingen» errichtet.

Technik

Das Stauwehr und das Maschinenhaus sind nebeneinander quer zum Fluss auf festem Molassefelsen gebaut. Das Wehr hat vier Wehröffnungen. Das Kraftwerk verfügt über drei Turbinen-Generatoren-Gruppen. Um das Gefälle zu vergrössern, strömt das Wasser unterhalb der Turbinen durch einen Unterwasserstollen unter der Limmatschleife und mündet weiter unten wieder in den Fluss.

Die installierte Leistung des Kraftwerks beträgt 26,1 MW; jede der drei Hauptmaschinen leistet maximal 8 MW und die kleinere Dotiermaschine zusätzlich 2,1 MW. Die jährliche Erzeugung liegt bei 135 Mio. kWh.

Industriekultur

Seiner technikgeschichtlichen Bedeutung wegen ist das Kraftwerk Wettingen-Neuenhof eine Station auf dem Industriekulturpfad Limmat–Wasserschloss.

Die Limmat als Energiequelle

Die ergiebige Wasserführung der Limmat mit durchschnittlich 100 m3/s und gut nutzbarem Gefälle begünstigte den Bau von Wasserkraftwerken. Die so gewonnene Wasserkraft wurde zum Antrieb mechanischer Einrichtungen herangezogen, später zur Erzeugung elektrischer Energie.

Ein Wasserwerk mit einer Leistung von 240 PS wurde 1864/65 in der Damsau für die neue Spinnerei und Weberei erstellt, und ein gleiches mit 145 PS lief seit 1858 auf der Wettinger Seite in der dortigen Spinnerei.

Für ein weiteres Kraftwerk im Neuenhofer Hard erstellte Ingenieur W. Ritter 1871/72 ein Projekt. Da sich die Pläne und Berechnungen im Nachlass der Baumwollspinnerei und Weberei Wettingen vorfanden, war wohl Johann Wild der Auftraggeber. Die Anlage, die 400 m oberhalb des heutigen Limmatwerkes der Stadt Zürich geplant war, sah ein Nadelwehr von 6 Fuss Höhe zwischen dem Hard und der Wettinger Bernau vor. Es blieb jedoch beim Projekt.

1891 wurde in Würenlos die Ansiedlung von Industriebetrieben im Gebiet der alten und neuen Wiesen entlang der Limmat erwogen. Für den Bau und Betrieb eines zugehörigen Kraftwerkes erhielt die Gemeinde vom Regierungsrat 1898 die nötige Konzession. Gegen das Konzessionsgesuch erhob der Gemeinderat Neuenhof am 22. Juli 1897 Einsprache, weil er durch das Projekt eine Beeinträchtigung des Neuenhofer Limmatufers befürchtete. Weiter sei die Gemeinde mit der Firma Zschokke & Co wegen des Kalbrüti-Landes in Kaufverhandlung, auf dem ein Wasserwerk erstellt werden sollte. Da die geplanten Industrieanlagen in Würenlos infolge finanzieller Probleme nicht gebaut werden konnten, verfiel Ende 1900 die Konzession.

Lange Zeit blieb es ruhig um den Kraftwerkbau, ehe 1924 die Baumwollspinnerei und -weberei Wettingen mit einem Kraftwerkprojekt an die Öffentlichkeit trat. Mittels eines Stauwehrs auf der Höhe ihres in der Damsau schon bestehenden Kraftwerkes wollte sie die Gefällstrecke besser nutzen und die Limmat bis zur Holzbrücke aufstauen. Bei einem Gefälle von 6 m hätte dies eine Leistung zwischen 2’600 und 5’780 PS gebracht. Nebst der Stadt Baden, die für ihre beiden Werke in der Aue und im Kappelerhof unkonstante Wasserzufuhren befürchtete, erhob auch die Stadt Zürich Einsprache gegen das Projekt. Sie habe sich bei den Regierungen der Kantone Aargau und Zürich um die Gefällstufe der Limmat von Dietikon bis unterhalb Wettingen beworben. Das Projekt der Baumwollspinnerei und -weberei Wettingen würde eine rationelle Nutzung der Limmat-Wasserkraft erschweren.

Gegen ein Konzessionsgesuch der Zürcher Baufirma Locher & Co., das am 12. September 1925 im Amtsblatt des Kantons Aargau publiziert wurde und die gleiche Gefällstufe betraf, erhoben die Baumwollspinnerei und -weberei Wettingen sowie die Stadt Zürich Einsprache. Weitere Einsprachen beschäftigten sich mit Fragen des Einflusses auf die bestehenden Grundwasserversorgungen der Gemeinden Würenlos, Baden und Wettingen, der Beeinträchtigung der Badeanstalten und Badegelegenheiten, der Fischerei, der zunehmenden Limmatverschmutzung durch Abwässer, Rückwirkungen auf die Thermalquellen in Baden und Verkehrswünschen, wie mit dem Bau einer Limmatbrücke beim Bahnhof Wettingen sowie Vorkehren für die Grossschiffahrt, mit dem Natur- und Heimatschutz und der Abgabe von Vorzugsenergie an die Gemeinden Wettingen und Neuenhof.

Verhandlungen zwischen der Stadt Zürich und der Firma Locher führten Ende 1925 zum Abschluss eines Vertrages über den Erwerb der Konzession für ein Limmatwerk in Wettingen und den Ankauf des Projektes der Firma Locher. Man stritt sich nun um die Frage, in welchem Umfange die Stadt Zürich nach der Stillegung der beiden Kraftwerke der BSW Ersatzenergie zu liefern habe. Die BSW war Ende 1929 bereit, ihre beiden Kraftwerke nebst 180’000 m2 Land, das für den Kraftwerkbau benötigt wurde, für 2 Millionen Franken der Stadt Zürich zu verkaufen, so dass einem Vertragsabschluss nichts mehr im Wege stand. Nachdem die Kantone Aargau und Zürich auf den 1. Januar 1930 die Konzession erteilt und das Stadtzürchervolk im Mai einem Kredit von 20,5 Millionen Franken zugestimmt hatte, konnte im August 1930 mit dem Bau begonnen werden. Der nötige Installationsplatz wurde auf Neuenhofer Seite östlich der Bahnlinie erstellt, und westlich derselben, im Althof, wurden Arbeiterunterkünfte und zwei Kantinen erstellt.

Der Bau des Kraftwerkes brachte vielen Arbeitslosen Beschäftigung und Verdienst, auch Ingenieurbüros und Werkstätten. Die Arbeiten kamen gut voran, und im Oktober 1932 waren zwei Maschinengruppen betriebsbereit. Im November konnte mit dem Aufstau der Limmat begonnen werden, so dass am 19. Januar 1933 die erste Maschineneinheit und damit das Limmatwerk in Betrieb genommen werden konnte. Die drei Maschinengruppen leisten je 8 MW (8’000 kW) und produzieren im langjährigen Mittel 140’000’000 kWh elektrischer Energie. 1934 waren dies 35% des Stromverbrauches der Stadt Zürich, 1990 noch ca. 5%.

Kurz war jedoch die Freude über den schönen Stausee, der zu einer unansehnlichen und übelriechenden Kloake wurde. Obwohl das Baden darin unmöglich war, wurde ein Ersatz dafür, wie dies in der Wasserrechtsverleihung vorgesehen war, nie geschaffen. Durch den Bau von Kläranlagen in der Stadt Zürich und in den unterhalb liegenden Gemeinden an der Limmat wurde die Situation allmählich besser. Inzwischen wurde der Stauseeraum zu einem gefragten Erholungsgebiet.

Quellen: Wikipedia & Neuenhofer Buch «Neuenhof ein Dorf und seine Geschichte»

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